Der Angeklagte vor Gericht hinter Panzerglas. 2020 kam er mit Familie nach Deutschland
Foto: Olaf Wagner Teilen Twittern Senden 29.11.2022 – 17:09 Uhr
Berlin – Der Mörder kehrte an den Tatort zurück. Der Familienvater, mit dem Blut an den Händen, stand plötzlich am Flatterband, mit dem die Polizei den Tatort abgesperrt hatte, und fragte scheinheilig: „Ist hier was passiert?“ Die Leute zeigten mit Fingern auf ihn: „Da ist er ja, der ist es gewesen!“ Am Dienstag der Prozessauftakt.
ER stammt aus Afghanistan: Gul A. (42). Ex-Taliban, Analphabet. Seit 29. April 2022 hinter Gittern und auf den Tag genau sieben Monate nach der Bluttat sitzt er hinter Panzerglas auf der Anklagebank.
Das Opfer: Zohra A. wurde nur 31 Jahre alt
Foto: Olaf Selchow
Vorwurf: Mord an Ehefrau Zohra (31) aus niedrigen Beweggründen. Laut Anklage habe die „von ihr erklärte Trennung und Scheidungsabsicht sowie ihre eigenständige Lebensführung“ ihn in Stolz und Ehre gekränkt. Er wollte „unterbinden und bestrafen, dass sie mit anderen Männern Kontakte unterhielt“.
SIE kennt bei der Heirat nur ein Foto von ihm, ist 17 Jahre alt. Es folgen sechs Kinder (3-13 Jahre). Seit 2020 lebt die Flüchtlingsfamilie in Deutschland.
Der Vormund (r.), der sich um die sechs Waisenkinder kümmert. Daneben der Anwalt
Foto: Olaf Wagner
Die Anklage, eine Chronik ihres angekündigten Todes:
► 26. Februar 2022, Körperverletzung im Flüchtlingsheim in der Mühlenstraße. Zwei heftige Ohrfeigen, Würgen und Stoßen. Er fliegt aus dem Heim, kann es nicht fassen. Will zurück. Stellt ihr nach.
► 12. März 2022, Heinz-Knobloch-Park (Pankow). Ein Faustschlag, sie geht zu Boden. Todesdrohungen.
► 29. April 2022, Kreuzung Mühlen-/Maximilianstraße. 10 Uhr, 13 Messerstiche auf offener Straße. Am Ende packt der Mörder den Kopf seiner Frau, schneidet ihr die Kehle durch. Nichts kann die junge Mutter retten, sie verblutet. Um 13 Uhr erkennen Zeugen ihn unter Schaulustigen am Absperrband.
Der Täter: Gul A. rennt nach dem Mord mit dem Messer in der Hand die Mühlenstraße entlang. Später kehrt er zum Tatort zurück
Foto: Privat