Ein Drohnenflug zeigte eine Feuerstelle in der Sächsischen Schweiz in 20 Metern Höhe. Glutnester wandern im Boden und breiten sich aus.
Ein Hubschrauber der Bundeswehr bekämpft den Waldbrand im Nationalpark Sächsische Schweiz.Foto: dpa/Robert Michael
Der Waldbrand in der Sächsischen Schweiz hat am Montag weiterhin hunderte Feuerwehrkräfte beschäftigt. „Im Laufe des Tages werden etwa 500 Feuerwehrleute im Einsatz sein“, sagte der Sprecher des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Thomas Kunz. Das Problem sei, dass Glutnester im Boden wanderten und sich ausbreiteten. „Das wird heute mit Barrikaden bekämpft.“
Die Humusschicht des Waldbodens soll demnach aufgegraben und ein Schaumteppich aufgebracht werden, um so die sich im Boden verbreitende Glut einzudämmen. Laut Landkreis bestätigte ein Drohnenflug am Sonntagabend zudem eine Feuerstelle in 20 Metern Höhe. Diese war für die Feuerwehrleute nicht erreichbar und sollte deshalb am Vormittag mit Helikoptern bekämpft werden. Die Löschhubschrauber seien sehr wirkungsvoll, sagte Kunz.
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Am Nachmittag wollen Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) das Waldbrandgebiet besuchen, um sich vor Ort ein Bild von der aktuellen Lage zu machen. Die Bundeswehr unterstützte die Feuerwehrkräfte am Montag noch mit fünf Hubschraubern zur Löschung und einem zur Koordination.
Der Löscheinsatz ging am Montag in die zweite Woche. Der Brand war am 24. Juli im tschechischen Nationalpark Böhmische Schweiz ausgebrochen und griff dann auf deutsches Gebiet über. Mitte der vergangenen Woche entspannte sich die Lage den Behörden zufolge zuerst. Aufgrund drehenden Winds weitete sich der Brand jedoch dann wieder aus. Auch kurzzeitiger Regen schaffte keine Abhilfe.
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Das Feuer waren vor einer Woche im Nationalpark Böhmische Schweiz in Tschechien ausgebrochen und hatte auf den Nationalpark Sächsische Schweiz übergegriffen.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer geht davon aus, dass die Bekämpfung des Waldbrandes in der Sächsischen Schweiz noch lange dauert. „Es wird Tage und Wochen dauern, bis wir über Entspannung reden können“, sagte der CDU-Politiker bei einem Besuch in Bad Schandau am Freitagabend. Der Regierungschef sprach von einer „großen und schweren Aufgabe“.
Ein Lastenhubschrauber aus Österreich fliegt mit einem Löschwasser-Außenlastbehälter um einen Waldbrand im Nationalpark Sächsische…Foto: Robert Michael/dpa
Zuvor war er mit einem Hubschrauber über das Waldbrandgebiet geflogen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Dafür hatte Kretschmer wie zuvor bereits Innenminister Armin Schuster (CDU), der am Freitagabend bei dem Besuch in Bad Schandau auch dabei war, seinen Urlaub abgebrochen.
Der Einsatz werde viel Geld kosten, Kretschmer sprach von „vielen Millionen Euro.“ Er sicherte den betroffenen Regionen im Nationalpark sowie in Nordsachsen finanzielle Hilfe zu – auch für den Wiederaufbau.
Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU, m.) steht vor einem Aufklärungsflug zu den Waldbränden im Nationalpark…Foto: ebastian Kahnert/dpa
In einer Zeit, in der es immer trockener werde, müsse man auch über die Zukunft der Nationalparks sprechen, so Kretschmer. Unter anderem müsse etwa über Schneisen, Wasserhaltung in den Wäldern und die Entfernung von Totholz diskutiert werden.
Zudem dankte Sachsens Regierungschef den Einsatzkräften von Feuerwehr, Bundespolizei und Bundeswehr für den tagelangen Einsatz. Würden sie aufhören zu arbeiten, würde alles abbrennen, betonte Kretschmer. „Es ist eine Frage der Kraft, wer hat die Durchhaltefähigkeit, wer gibt zuerst auf.“ Auch der Bund habe weiterhin Unterstützung durch Löschhubschrauber zugesagt. „Das einzige Einsatzmittel, was hier wirklich etwas bringt.“
Zugleich rief Kretschmer die Menschen auf, Urlaub in der Sächsischen Schweiz nicht zu stornieren. Jede Reise helfe der Region. Die Anstrengungen der Feuerwehr konzentriere derzeit darauf, dass sich die Flammen nicht auf andere Gebiete ausbreiten.
Lage auf tschechischer Seite noch verheerender
Am Donnerstagabend wurden auch jenseits des Flüsschens Kirnitzsch Brandnester entdeckt und gelöscht, so der Sprecher des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Thomas Kunz, am Morgen. In der Stadt Sebnitz wurde deshalb in der Nacht zum Freitag Katastrophenalarm ausgelöst.
In Bad Schandau in der Sächsischen Schweiz gilt dieser bereits seit Dienstag. Mit der Auslösung des Katastrophenalarms könne eine bessere Koordinierung der Einsatzkräfte erfolgen und der Zugriff auf weitere Einsatzkräfte für Löscharbeiten sichergestellt werden, hieß es.
Der Landkreis warnte außerdem Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen vor einer „erhöhten Belastung der Atemwege durch witterungs- und brandbedingte Rauchbelastung“. Körperliche Anstrengungen im Freien sollten weitestgehend vermieden werden, hieß es weiter.
Zur Bekämpfung des Brands im tschechischen Nationalpark Böhmische Schweiz stellte Schweden zwei Löschflugzeuge zur Verfügung. Die Maschinen vom Typ Air Tractor AT802F können laut tschechischer Feuerwehr jeweils 3000 Liter Wasser aufnehmen. (dpa)