Gaslieferungen durch Nord Stream 1 angekündigt. Ziele laut Lawrow nicht mehr auf Donbass beschränkt. Der Überblick am Abend.
Die Antonowskij-Brücke, die über den Fluss Dnepr führt.
Zuletzt hatte die Ukraine im Süden des Landes mit Gegenoffensiven begonnen. Und Russland nahm diese durchaus ernst, verstärkte nach Berichten vom vergangenen Wochenende seine defensiven Stellungen in dem Teil des Landes.
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Von den Angriffen der Ukrainer getroffen wurde auch die Antonowskij-Brücke über dem Fluss Dnepr. Die Brücke hat strategische Bedeutung, wie der britische Geheimdienst in seinem täglichen Lagebericht schreibt. Denn sie sei nur eine von zwei Straßen, die über den Fluss führen und welche die russischen Truppen nutzen könnten, um ihre Streitkräfte aus und in die besetzte Region Kherson zu bringen. Kherson liegt gegenüber der von Moskau annektierten Halbinsel Krim.
Die russische Nachrichtenagentur Tass berichtete nun, dass die Brücke so stark beschädigt worden sei, dass sie voraussichtlich für den Verkehr gesperrt werde. Der britische Geheimdienst wiederum hatte mitgeteilt, sie sei wahrscheinlich noch nutzbar, aber eben eine Schwachstelle für die russischen Truppen. Die Kontrolle der Übergänge dürfte demnach zu einem Schlüsselfaktor für die Kämpfe in der Region werden – so wie es bereits zu Beginn des Krieges war, als Russland die Region eroberte.
DIE WICHTIGSTEN NACHRICHTEN DES TAGES IM ÜBERBLICK
- Nach dem Ende einer Routinewartung sind für Donnerstag Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 angekündigt. Das geht aus vorläufigen Daten des Netzbetreibers Gascade vom Mittwochnachmittag hervor. Mehr dazu erfahren Sie hier.
- Der russische Präsident Wladimir Putin hatte allerdings in der Nacht zu Mittwoch Putin vor einem weiteren Absenken der Liefermenge gewarnt. Sollte Russland die in Kanada reparierte Turbine nicht zurückerhalten, drohe Ende Juli die Durchlasskapazität nochmals deutlich zu fallen. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Die geografischen Ziele des von Russland so bezeichneten militärischen Sondereinsatzes in der Ukraine sind nach den Worten von Außenminister Sergej Lawrow nicht mehr auf den Donbass begrenzt. Sie beträfen bereits eine Reihe anderer Gebiete, sagt er der russischen Nachrichtenagentur RIA zufolge und droht mit einer weiteren Ausweitung. Mehr dazu in unserem Newsblog.
- Die USA wollen vier weitere Mehrfachraketenwerfer-Systeme (Himars) liefern. „Wir werden weiter innovative Wege finden, um unsere langfristige Unterstützung für die tapferen Männer und Frauen der ukrainischen Streitkräfte aufrechtzuerhalten“, sagte Verteidigungsminister Lloyd Austin.
- Deutschland hat die Abhängigkeit von russischer Energie laut Bundeswirtschaftsministerium weiter verringert – beim Gas ist das aber weiter schwierig. Der Anteil der russischen Gaslieferungen, der früher im Mittel bei 55 Prozent lag, ist bis Ende Juni 2022 auf 26 Prozent gesunken, heißt es im „Dritten Fortschrittsbericht Energiesicherheit“.
- Das mit Russland verbündete Syrien hat die Aufkündigung seiner diplomatischen Beziehungen zur Ukraine bekanntgegeben. Das meldete die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana am Mittwoch unter Berufung auf das Außenministerium.
- Putin knüpft derweil die Wiederaufnahme ukrainischer Getreideexporte an die Aufhebung von Agrarsanktionen gegen sein Land. „Das sollte eine Paketlösung sein“, sagte Putin am späten Dienstagabend beim Besuch in der iranischen Hauptstadt Teheran.
HINTERGRUND UND ANALYSE
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