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Sonntagszeitungen vorgezogen : Immer wieder samstags

Die „Welt am Sonntag“ und „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ haben vor Monaten ihren Erscheinungstag auf den Samstag vorgezogen. Was hat das gebracht?

Sonntagszeitungen vorgezogen : Immer wieder samstags

Die Frühausgabe der „Welt am Sonntag“ am Samstag.Screen: Tsp

Über die Frage, ob denn der Sonntag immer noch der Lieblings-Zeitungslesetag der Deutschen ist, lässt sich gerade auch angesichts des derzeitigen Wetters streiten. Am Kiosk jedenfalls konkurrieren „Welt am Sonntag“, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ und auch der „Tagesspiegel am Sonntag“ am Ruhetag um die Gunst der Leser. Axel Springer und Frankfurter Allgemeine Zeitung haben sich verlegerisch dabei im vergangenen Jahr etwas Besonderes einfallen lassen. Sie zogen ihre Erscheinungsweise auf den Samstag vor, was für beide Zeitungen und deren Leser/Abonnenten unterschiedliche Auswirkungen hat.

Das Auffälligste zuerst: Da liegen nun am Samstag „FAZ“ und „FAS“ nebeneinander am Kiosk. Klar, die „FAS“ hat weiter ihre magazinige Sonntags-Anmutung, die „FAZ“ erscheint und ist tagesaktuell, aber es sind auf den ersten Blick eben doch zwei Schwesternzeitungen, die seit Mitte 2021 um den Kauf konkurrieren. „Nach erfolgreicher Umstellung in allen Zustellgebieten sind wir sehr zufrieden“, erklärt sich dazu der Frankfurter Verlag.

Insgesamt sei die Umstellung des Erscheinungstages der „FAS“ sehr gut angenommen worden, es seien einige positive Effekte erzielt worden. „Durch die Umstellung hat sich das Verbreitungsgebiet vergrößert, sodass wir die Haushaltsabdeckung auf fast 90 Prozent steigern konnten.“ Kunden, die die „FAS“ vorher per Post am Montag bekommen haben, werden jetzt am Samstag beliefert. „Zudem können wir durch die Umstellung eine erhebliche Kostenersparnis in der Zustellung verbuchen.“

Die Kündigungsrate liege im unteren Drittel des erwarteten Bereichs, heißt es zu konkreten Auswirkungen. Am Umfang und an der Qualität der „FAS“ habe sich nichts geändert. „Leser finden die gewohnte Vielfalt an Themen abgedeckt, die den Blick auf das Interessante und Wichtigste der Woche werfen.“

Kurzfristige Meldungen vor dem Wochenende und aktuelle Sportereignisse, die nicht mehr ins Blatt kommen, werden digital vorgehalten: „Über in der ,FAS‘ abgedruckte QR-Codes können unsere Leser direkt und bequem via Smartphone oder Tablet die aktuellsten Berichte und Meldungen verfolgen.“

Eine lange, ausgeruhte Geschichte zum Star-Einkauf des FC Bayern

Die „Welt am Sonntag“ geht mit der Aktualität anders um. Die Zeitung wird seit September 2021 zweimal gedruckt, einmal eben in der Frühausgabe für den Samstagsverkauf, dann am Samstagnachmittag vor allem mit eingepflegtem aktuellen Sport, zum Beispiel Bundesliga-Berichten.

Auch auf der Seite Eins, im Politischen, fließt Neues ein. Nicht so bei der „FAS“. Die bringt im Sportteil eine lange, ausgeruhte Geschichte zum Star-Einkauf des FC Bayern, Sadio Mané. Es gibt kein Print-Update am Samstag.

Immerhin, die Zeitung hat mit der Vorverlegung Verbreitungsprobleme gelöst. Die Aussage der Frankfurter in Bezug auf Verbreitungsprobleme am Sonntag seien ja zutreffend, so Zeitungsforscher Horst Röper. „Diese waren aber natürlich bereits bei Gründung der ,FAS‘ bekannt.“ Diese Probleme seien jahrzehntelang auch für die dominante Stellung von Springer am Sonntag maßgeblich gewesen, nur Springer konnte diese aufgrund der hohen Auflage überwinden.

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„Ich vermute, dass auch für einen erheblichen Teil der Sonntagszeitungs-Leser die aktuelle Sportberichterstattung wichtig ist beziehungsweise war. Zumal ohne die Berichterstattung über die Bundesliga am Samstag wird vielen Lesern viel fehlen. Zu viel, um die Zeitung weiterhin zu kaufen?“

Mit Zahlen lässt sich diese Annahme nicht direkt belegen. Die „FAS“ liegt bei 209 155 verkauften Exemplaren (IV/2021). Der Verlag spricht mit dem neuen Erscheinungsdatum von „neuen Abonnenten und steigenden Einzelverkäufen am Kiosk“. Auch den Auflagenzahlen der „FAZ“ am Samstag hat die Änderung, die – trotz anderem Konzept – neue Konkurrenz am Kiosk aus eigenem Haus, offenbar nicht geschadet. Nach Bereinigung verschiedener Sondereffekte seien keine signifikanten Auswirkungen durch die Umstellung der „FAS“ zu erkennen, teilt der Verlag mit. Weiter vorn liegt aber die Sonntagszeitung aus dem Springer Verlag.

Beim Gesamtverkauf verzeichnet die „WamS“ zum Vorjahresquartal ein Plus von 17,7 Prozent auf 332 821 Exemplaren. Lesetag Sonntag, da scheint sich die – gegenüber der „FAS“ – aktualisierte Sportberichterstattung auszuzahlen. Leidtragender ist die „Welt“ am Samstag. Die gibt es gar nicht mehr.

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