Die Bildungsgewerkschaft GEW ruft kurz vor den Ferien zu einem ganztätigen Streik auf. An vielen Schulen dürfte der Unterricht ausfallen.
Die GEW möchte die Klassengröße auf 19 Schüler begrenzen. Bisher sind bis zu 26 Kinder erlaubt.Foto: imago images/Bernd Friedel
An vielen Berliner Schulen fällt der gewohnte Unterricht am Mittwoch aus. Knapp eine Woche vor dem Beginn der Sommerferien hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) noch einmal zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Sie fordert bereits seit Langem kleinere Klassen, um Lehrkräfte zu entlasten.
Dazu soll ein Tarifvertrag zum Gesundheitsschutz abgeschlossen werden, der die Klassengröße verbindlich regelt. Die GEW möchte sie auf 19 Schüler begrenzen. Bisher sind bis zu 26 Kinder erlaubt.
Um ihren Forderungen Druck zu verleihen, soll es eine Demonstration (ab 10 Uhr) geben, die auf dem Dorothea-Schlegel-Platz beim S-Bahnhof Friedrichstraße startet. Sie führt bis zum Roten Rathaus, wo gegen 12 Uhr die Abschlusskundgebung geplant ist.
Die GEW Berlin hat sich bereits im Juni vergangenen Jahres für Verhandlungen für einen Tarifvertrag Gesundheitsschutz ausgesprochen. Aber auch der neue Finanzsenator Daniel Wesener (Grüne) weigere sich, Gespräche dazu aufzunehmen, kritisierte der Berliner GEW-Vorsitzende Tom Erdmann.
Deshalb sei es notwendig, den Druck auf den Arbeitgeber zu erhöhen. Erdmann wies darauf hin, dass alle drei Regierungsparteien im Wahlkampf kleinere Klassen gefordert hätten.
Senkung der Arbeitsbelastung durch kleinere Klassen
Wesener steht auf dem Standpunkt, das Land Berlin könne keine Tarifverhandlungen über die Klassengröße ohne Zustimmung der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) aufnehmen. Die TdL-Mitgliederversammlung lehne solche Tarifverhandlungen aber ab. Seine Position machte er anlässlich des Warnstreiks erneut in einem Schreiben an die Gewerkschaft deutlich.
Nach GEW-Angaben hat eine Befragung unter angestellten Lehrkräften an Berliner Schulen gezeigt, dass die Klassengröße die wirksamste Stellschraube bei der Senkung der Arbeitsbelastung sei. Sie bedeute weniger Lärm, weniger Vor- und Nachbereitung und weniger Korrekturaufwand. In kleineren Klassen bleibe entsprechend mehr Zeit für die Kernaufgaben von Lehrkräften: Unterricht, Beziehungsarbeit und individualisierte Förderung.
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Der Lehrkräftebedarf würde durch kleinere Klassen allerdings steigen – und ist in Berlin jetzt schon hoch. Selbst die Bildungsverwaltung hat bereits eingestanden, dass Hunderte Lehrerinnen und Lehrer fehlen. „Bessere Arbeitsbedingungen sind das beste Mittel gegen Fachkräftemangel“, argumentierte GEW-Vorstandsmitglied Anne Albers.
Bereits Anfang April hatte es einen ganztägigen Warnstreik an Berliner Schulen gegeben. Die GEW sprach damals von mehr als 2500 Streikenden, die für den Tarifvertrag demonstriert hätten. An vielen Schulen fiel der Unterricht aus, manche mussten ganz schließen.
In Berlin sind anders als in anderen Bundesländern knapp 70 Prozent der 34.000 Lehrer und Lehrerinnen Angestellte und keine Beamten und dürfen daher streiken. Berlin ist das einzige Bundesland, in dem Lehrerinnen und Lehrer bisher nicht verbeamtet werden. Das soll sich nach dem Willen des rot-grün-roten Senats aber jetzt ändern. Die Rückkehr zur Verbeamtung ist bereits beschlossen. (dpa)
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