Jacqueline H. (41) ist sicher, dass ihr Sohn noch leben könnte, wenn der Notarzt schon beim ersten Notruf gekommen wäre. Erst als der Kleine kollabierte – fast fünf Stunden später – wurde der Notarzt geschickt
Foto: Jörg Bergmann Teilen Twittern Senden Von: Jörg Bergmann und Matthias Lukaschewitsch 14.01.2023 – 11:58 Uhr
Brandenburg (Havel) – Der tragische Tod von Leandro (3). Gestorben an den Folgen einer tückischen Virus-Erkrankung, geschüttelt von hohem Fieber mit 39,5 Grad und Brechdurchfall. Seine Mutter klagt an: „Mein Sohn könnte noch leben, wenn ein Notarzt gekommen wäre.“
Leandro (3) hatte einen schweren Herzfehler und litt seit Tagen schon an einer Virus-Erkrankung
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Am 21. Dezember, kurz vor Weihnachten, das Drama: Der Junge kollabierte kurz nach 5.30 Uhr – und wachte nicht mehr auf.
Nur vier Stunden zuvor hatte Jacqueline H. (41) beim Notruf der Feuerwehr um Hilfe gefleht – doch der Sachbearbeiter in der Leitstelle der Feuerwehr stufte Leandro nicht als „medizinischen Notfall“ ein.
Für die trauernde Mutter ein unverzeihlicher Fehler: „Leandro könnte noch leben, wenn der Notarzt sofort gekommmen wäre.“
Der kam aber nicht. Erst, als der kranke und von Fieber und Erbrechen geschwächte Dreijährige kollabierte, wurde ein Notarzt geschickt. Fast fünf Stunden nach dem ersten Notruf.
Schüchtern lächelnd winkt Leandro in die Kamera – er war am 21. Dezember frühmorgens kollabiert und dann im Krankenhaus gestorben
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BILD dokumentiert das tragische Geschehen aus der Nacht
Eine Freundin, die der Vierfach-Mama zu Hilfe geeilt ist, nimmt ihr Handy, ruft um 1 Uhr die „112“ und wird mit der Leitstelle der Notrufzentrale in Brandenburg (Havel) verbunden. Der Mann fragt: „Hat er blaue Lippen? Ist er noch bei Bewusstsein?“ Beides verneinen die beiden Frauen.
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Laut seiner Mutter soll der Mann dann gesagt haben: „Das ist ein Infekt. Wenn es schlimmer wird, dann fahren sie mit dem Taxi, oder Auto ins Krankenhaus. Oder rufen den Bereitschaftsarzt an.“ Die Nummer gibt er noch durch. Sagt dann laut Jacqueline H.: „Bitte rufen Sie deshalb nicht wieder hier an.“
Dann soll er einfach aufgelegt haben. „Obwohl wir dreimal gefragt, gefleht haben: Schicken Sie einen Arzt! Der Junge ist herzkrank!“ Keine vier Minuten dauerte das Gespräch.
Mutter Jacqueline H.: „Er war vom Virus so geschwächt, dazu der Herzfehler. Er war doch in Lebensgefahr!“
Jacqueline H. legt Leandro dann ins Bett. Um 5.30 Uhr wacht der Junge wieder auf. Übergibt sich. Hat immer noch Fieber. Sie nimmt ihn auf den Schoß. Plötzlich zuckt der kleine Körper: „Seine Atmung setzte aus, er rang nach Luft. Sein Kopf fiel nach hinten. Dann war er weg. Kollabiert“, erzählt die Mutter.
Leandros Mutter versuchte noch, ihr Kind zu retten – doch vergeblich
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Ihr Sohn Maximilian (17) wählt wieder den Notruf. „Mein kleiner Bruder ist bewusstlos. Meine Mutter reanimiert ihn gerade.“
Jetzt wird keine Sekunde verloren, ein anderer Disponent schickt einen Rettungswagen samt Notarzt. Vergeblich: Leandro wacht nicht mehr auf, stirbt wenig später auf der Intensivstation im Krankenhaus. Die Kriminalpolizei schrieb nach BILD-Informationen am Folgetag: „Das Kleinkind sei bereits an der Wohnanschrift mit erhöhter Temperatur zusammengebrochen. Und weiter heißt es da: Als Todesursache komme ein „medizinisches Problem in Betracht.“