Der Lebensmittelverband befürchtet, dass es bei Gasmangel zu einer Systemrelevanz in der Branche kommen könnte. Und fordert einen „funktionierenden Plan“.
Lebensmittel in einem Einkaufswagen in einem Supermarkt. (Archivbild)Foto: Fabian Sommer/dpa
Die deutsche Lebensmittelbranche sieht sich „in der größten Krise seit 70 Jahren“. Das sagte Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands Deutschland und der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, der „Heilbronner Stimme“ am Dienstag.
Als Ursachen nannte Minhoff Ernteausfälle, coronabedingte Lieferengpässe, den Krieg in der Ukraine sowie mögliche Gasknappheit.
„Und alle sind betroffen, die gesamte Lebensmittelwertschöpfungskette, Logistik und Transport, Zulieferbranchen, Verpackungsindustrie“, so Minhoff.
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Systemrelevanz im Lebensmittelbereich „ist unsäglich“
Minhoff forderte von der Bundesregierung „dringend einen funktionierenden Plan für eine stabile Energieversorgung“. Er legte vorbeugenden Protest gegen Überlegungen ein, im Falle von Gasmangel die Hersteller von Grundnahrungsmitteln und Landwirte bevorzugt zu versorgen, aber der Süßwarenindustrie oder Brauereien den Gashahn abzudrehen.
„Die Debatte über Systemrelevanz im Lebensmittelbereich ist unsäglich“, sagte Minhoff dazu. „Ich möchte der Politik dringend davon abraten, so massiv in den Markt einzugreifen und die Verbraucher dahingehend zu bevormunden, dass der Staat entscheidet, was wir noch essen dürfen und was nicht, und dass der Staat entscheidet, wer weiter arbeiten darf und wer seinen Job verliert.“
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Der ganze Sektor sei systemrelevant. „Anstatt also zu überlegen, wer eine Energieversorgung verdient hat und damit auch überleben kann und wer nicht, sollten sich die Oberen endlich darum kümmern, dass sich diese Frage gar nicht stellt, weil wir genügend Gas zur Verfügung haben werden.“
Über fünf Millionen Menschen arbeiteten in der Lebensmittelbranche. „Ich will nicht, dass auch nur einer von denen wegen einer nicht funktionierenden politischen Strategie um seinen Job fürchten muss“, sagte Minhoff. (dpa)
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