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Konzert im Tempodrom : Phoebe Bridgers lässt Herzen glühen

Die US-amerikanische Indie-Musikerin Phoebe Bridgers spielte in Berlin ein feines Konzert – und gab nie erzählte Anekdoten über ihre Songs zum Besten.

Konzert im Tempodrom : Phoebe Bridgers lässt Herzen glühen

Phoebe Bridgers bei ihrem Berlin-Konzert im Tempodrom.Foto: IMAGO/Carsten Thesing

Jessica aus Dänemark ist ein Superfan und steht bei den Konzerten von Phoebe Bridgers Europatour immer ganz vorn. An diesem Abend im Tempodrom zum vorerst letzten Mal. Kein Grund traurig zu sein, denn diesmal bemerkt die Musikerin aus Los Angeles ihre treue Anhängerin und sagt zwischen zwei Songs zu ihr: „Du kommst mir bekannt vor, wie heißt du?“

So lernt die Menge Jessica kennen – und es entsteht einer der vielen herzerwärmenden Momente dieser hundertminütigen Show, zu deren Beginn Phoebe Bridgers sich selbst eine Aufgabe stellt: Sie will nur Geschichten über ihre Songs erzählen, die sie nie zuvor auf der Bühne erzählt hat. Das ist kurzweilig und erweckt den Eindruck, etwas Besonderes zu erleben.

Das Album „Punisher“ steht im Zentrum

Über die Entstehung ihres Stücks „Kyoto“ sagt die 27-Jährige etwa, dass es ursprünglich von einer Beziehung handeln sollte, dann aber ein Lied über ihren Vater wurde. „Don’t freud me on that!“, ruft Bridgers in Anspielung an den Begründer der Psychoanalyse und startet ihren feinen Indie-Rock-Hit, der in Sekundenschnelle ein hohes Euphorie-Level erreicht.

Daran hat Trompeter J. J. Kirkpatrick mit seinen jubilierenden Linien einen großen Anteil. Er ist ohnehin eine der Hauptattraktionen im Klangbild der fünfköpfigen Band, deren Mitglieder allesamt Jumpsuits mit Skelettaufdruck tragen.

Phoebe Bridgers spielt hauptsächlich Songs ihres zweiten Albums „Punisher“, das vor zwei Jahren herauskam und ihr eine Grammy-Nominierung einbrachte. Es ist geprägt von ruhigen Midtempo-Nummern, was dem Konzert eine gewisse Gleichförmigkeit gibt.

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Meist beginnen die Stücke tastend, anschließend schichtet die Band langsam weitere Spuren übereinander, bis sie sich in ein machtvolles Crescendo hineinsteigert. Sehr stimmungsvoll gelingt ihr das bei „Saviour Complex“ oder „Graceland Too“, bei dem Schlagzeuger Marshall Vore sich Banjo spielend neben Bridgers stellt.

Die beiden waren mal ein Paar, haben viele Songs zusammen geschrieben und verstehen sich offenbar weiterhin gut. Das zeigt sich auch während Bridgers’ Nähkästchen-Plaudereien, in die sie Vore mehrmals einbindet.

Nur in diesen Intermezzi ist die ganz in Schwarz gekleidete Sängerin und Gitarristin einigermaßen zu erkennen, ansonsten verschwindet sie in den wirklich schönen Lichtinstallationen, die die Bühne mal wie einen Zauberwald, mal wie eine glimmende Berglandschaft aussehen lassen. Das Publikum ist ergriffen, singt viel mit und gibt mitunter sogar Zwischenapplaus.

Am Ende darf Jessica sich die Zugabe wünschen. Ihre Wahl fällt auf „Me And My Dog“ vom Trio Boygenius, in dem Bridgers mit Lucy Dacus und Julien Baker spielte. Sie singt es, nur begleitet von ihrer Akustikgitarre – noch einmal glühen die Herzen im Tempodrom.

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