Am Wahllokal in der Volkshochschule Pankow gab es 2021 lange Schlangen (links). Bei der Wahl 2021 herrscht gähnende Leere vor der Tür
Foto: Siegfried Purschke, ODD ANDERSEN/AFP Teilen Twittern Senden Von: Sara Orlos Fernandes, Julian Loevenich und Isabel Pfannkuche 12.02.2023 – 19:54 Uhr
Berlin – Meterlange Schlangen, fehlende Wahlzettel und Stimmabgaben weit nach 18 Uhr: Wer am 26. September 2021 „mal schnell“ wählen gehen wollte, scheiterte an den chaotischen Zuständen, die in vielen Wahllokalen herrschten. Diesmal ging es erstaunlich glatt …
Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Aber am Sonntag konnten alle ihre Stimme abgeben, die es auch wollten. Kein Chaos wie vor eineinhalb Jahren. Grund: mehr Wahlhelfer im Einsatz, mehr Urnen aufgestellt – und eine kleinere Zahl von Wahlberechtigten je Wahllokal schafften merklich Abhilfe.
BILD macht den Vergleich.
Das Wahllokal an der Volkshochschule Berlin-Pankow
Hier wurde 2021 das Versagen besonders deutlich! Statt regulär um 18 Uhr schloss das Lokal erst um 18.45 Uhr. Der Grund: meterweite Warteschlangen!
Christine Marth (47) mit ihrem Mann Bob Konrad und Tochter Amalia (18): „2021 stand ich auch in dieser langen Warteschlange! Mein Mann hatte damals früh am Morgen gewählt und Glück. Diesmal lief alles gut. Amalia durfte das erste Mal alle drei Stimmen abgeben“
Foto: Siegfried Purschke
Am Vorabend hatten 70 Helfer abgesagt. Außerdem fehlte es quer im Bezirk an Wahlzetteln, die Abstimmung musste teilweise bis zu 90 Minuten unterbrochen wurde.
Am heutigen Sonntag war von Warteschlangen hingegen nichts zu sehen! Nach zwei Minuten kamen die Berliner wieder aus dem Büro an der Volkshochschule. Probleme: keine.
Felix B. (29), Landschaftsarchitekt: „Letztes Mal durfte ich hier noch nicht wählen. Ich habe aber aus der Nachbarschaft gehört, dass die teilweise zwei Stunden angestanden haben. Deshalb habe ich eine gute Uhrzeit (15 Uhr) abgepasst. Ich dachte, dass die vielen Familien mit Kindern vielleicht eher früher dran sind“
Foto: Siegfried Purschke
Sonja Fischbacher (40), Angestellte: „Bei der letzten Wahl war ich noch in einem anderen Wahlbezirk. Weil ich Österreicherin bin, darf ich nur die BVV wählen. Das war super entspannt, alles war gut ausgeschildert, die Leute haben es nett erklärt und nach zwei Minuten war ich wieder draußen. Ich habe die Linke gewählt“
Foto: Siegfried Purschke
Blick zum Wahllokal am Volkspark Friedrichshain
Hier standen die Berliner bei der Wahl 2021 noch um kurz nach 19 Uhr am Wahllokal an – dabei hätte um 18 Uhr Schluss sein sollen. Bis zu zwei Stunden Wartezeit vergingen, bis man in die Wahlkabinen konnte.
Am Volkspark Friedrichshain wurde 2021 bis weit nach 18 Uhr gewählt (links). 2023 gab es dort keine Schlange
Foto: christian lohse
Und heute? Kein Chaos, keine Panne, genügend Stimmzettel, alles verläuft reibungslos. Wartezeiten: quasi keine.
Frederike Rosenbusch (18), Goldschmied-Azubi: „Bei der letzten Wahl habe ich zwei Stunden angestanden. Heute konnte ich hier aber direkt reingehen und war nach fünf Minuten wieder draußen“
Foto: christian lohse
Max W. (30), Wahlhelfer: „Das ist alle sehr, sehr gut organisiert und gut geplant. Als Helfer hat man die Chance, zu rotieren. Alle ist durchdacht“
Foto: christian lohse
Jana Sterneckert (54): „Die letzten Jahre war hier immer eine Schlange, ich kenne das gar nicht anders. Heute war ich überrascht: Es war überhaupt nichts los. Ich hoffe nicht, dass das an einer niedrigen Wahlbeteiligung liegt“
Foto: christian lohse
Das Wahllokal am Bundesplatz im Berliner Ortsteil Wilmersdorf
Während die Wähler hier bei der vorherigen Wahl lange in der Schlange standen, waren sie am heutigen Sonntag nach drei Minuten fertig.
Das Wahllokal am Bundesplatz im September 2021 mit langer Schlange vor der Tür (links) und ohne wartende Berliner bei der Wahl am 12.2.2023
Foto: Peter Müller, Ralf Günther
Vier statt zwei Wahlkabinen waren größtenteils überflüssig, die Wahlbeteiligung geringer als bei der ersten Wahl. So herrschte teilweise Leere im Wahllokal 626 in der Caritas Wärmestube.
Hans G. (85) aus Wilmersdorf hat im Wahllokal 626 am Bundesplatz 18 gewählt: „Letztes Jahr standen die Leute noch um 18 Uhr bis zur Kreuzung, heute ist es leer. Ich glaube, die Leute haben keine Lust ein zweites Mal zu wählen“
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Ganz ohne Aufreger endete der Berliner Wahltag aber nicht. Zusätzliche Kabinen und neue Wahllokale, die eigentlich Entlastung bringen sollten, sorgten in Berlin-Mariendorf für Ärger.
Wahlhelfer lotsten hier die Wähler an der Straßenkreuzung zum neuen Wahllokal in der Sporthalle des Eckener Gymnasiums. Das kam nicht gut an: „Wir wählen seit 55 Jahren in der Schule. Ich bin schlecht zu Fuß und hatte jetzt einen weiteren Weg“, sagt Gisela K. (83). „Man wählt schon zum zweiten Mal und es wird einem zusätzlich schwer gemacht.“