Nur noch vier Tories konkurrieren nun um Johnsons Ämter des Parteichefs und des Premiers. Im britischen Parlament stellt dieser derweil die Vertrauensfrage.
Tom Tugendhat bei einer Wahlkampagne Mitte Juli.Foto: REUTERS/Toby Melville
Im Rennen um die Nachfolge des scheidenden britischen Premierministers Boris Johnson hat sich das Feld der Kandidaten auf vier Namen verengt. Bei einer Abstimmung der konservativen Tory-Fraktion schied der als moderat geltende Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Tom Tugendhat, als Letztplatzierter aus, wie das zuständige Komitee am Montagabend mitteilte.
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Am Mittwochabend sollen nach weiteren Abstimmungen nur noch zwei Bewerber übrig sein. Danach haben die Parteimitglieder das Wort. Wer Johnson dann auf dem Parteivorsitz und als Regierungschef nachfolgt, soll am 5. September feststehen.
Als Favorit gilt bislang Ex-Finanzminister Rishi Sunak, der bei der Abstimmung am Montag erneut die meisten Stimmen erhielt. Sunak und Mitbewerberin Liz Truss – derzeit Außenministerin – hatten sich bei einer TV-Debatte am Sonntagabend gegenseitig heftig kritisiert.
Die Schärfe der Auseinandersetzung löste Berichten zufolge in der Partei Besorgnis aus. Beide gerieten unter anderem wegen unterschiedlicher Pläne für Steuersenkungen aneinander. Aber auch persönliche Angriffe blieben nicht aus.
Sunak und Truss, die bei der jüngsten Abstimmung auf Platz Drei landete, zogen am Montag ihre Zusage für eine geplante weitere TV-Debatte zurück, woraufhin der Sender die Veranstaltung komplett absagte. Außerdem im Rennen sind weiterhin die Handels-Staatssekretärin Penny Mordaunt, die am Montag die zweitmeisten Stimmen erzielte, und die Abgeordnete Kemi Badenoch.
Johnson verteidigt politisches Vermächtnis
Unabhängig von dem Verfahren kündigte die Regierung für Montagabend eine Vertrauensfrage an. Sie reagierte damit auf Kritik daran, dass sie in der vergangenen Woche einen Misstrauensantrag der oppositionellen Labour-Partei gegen Johnson abgeblockt hatte.
Labour wollte Johnson damit zum sofortigen Rücktritt zwingen. Würde die Regierung die Vertrauensabstimmung verlieren, wäre eine baldige Neuwahl unausweichlich – das wollen selbst die Johnson-Gegner in der Tory-Partei jedoch wegen schlechter Umfragewerte derzeit unbedingt vermeiden. Es galt daher als sicher, dass die Regierung die Abstimmung gewinnt.
Oppositionsführer und Labour-Chef Keir Starmer bezeichnete es als „absurd“, dass Johnson die Abstimmung voraussichtlich gewinnen werde, obwohl klar sei, dass er die Unterstützung seiner Fraktion verloren habe.
Johnson selbst verteidigte am Nachmittag mit einer flammenden Rede sein politisches Vermächtnis. Er habe den Brexit vollendet und in den großen Fragen die richtigen Entscheidungen getroffen, sagte der scheidende Premier im Londoner Unterhaus. (dpa)
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