Im Grenzer-Jargon hieß der pilzförmige Rundblick-Beobachtungs-Turm RBT oder auch BT-6. Er steht auf einer Baustelle des Bundes an der heutigen Erna-Berger-Straße
Foto: Ralf Lutter Teilen Twittern Senden Von: Hildburg Bruns 14.11.2022 – 18:13 Uhr
Berlin – Er ist der letzte seiner Art. Aus der achteckigen Kanzel beobachteten DDR-Grenzer über Jahrzehnte das unübersichtliche Gelände am Leipziger Platz.
Inzwischen, 33 Jahre nach dem Mauerfall, ist der Wachturm nahe dem Leipziger Platz wieder abgeriegelt. Er steht hinter Bretterzaun und Natodrahtrolle auf einer Baustelle des Bundes. „Welche Ironie“, sagt Ex-Pächter Jörg Moser-Metius.
Touristen mit Rucksäcken drängeln sich am Ende der Erna-Berger-Straße vor einer Drehtür, versuchen einen Blick auf das Relikt der Mauerzeit zu erhaschen. Zehn Jahre lang kümmerte sich Pächter Moser-Metius, sanierte Fenster und Betonschäden. Jetzt ist er raus.
Zehn Jahre lang hatte Museumschef Jörg Moser-Metius den Wachturm vom Bezirk Mitte gepachtet
Foto: Ralf Lutter
Ob der Wachturm jemals wieder zugänglich wird? „Wünschenswert“, schreiben beteiligte Behörden, eine Zusage ist das nicht. Denn rund um den Wachturm wird gebaut. Der Bundesrat wird erweitert, eine Fassade wird weniger als 2,50 Meter entfernt sein. Und auf der anderen Seite startet bald das Umweltministerium einen Erweiterungsbau.
„Die angrenzenden Neubauten des Bundes bedrohen die weitere Nutzung“, sagt CDU-Kulturexpertin Stefanie Bung (44). Kulturstaatsministerin Claudia Roth (67, Grüne) lehnte ein Machtwort ab, schrieb, sie sei „unzuständig!“