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50 Jahre SEKDer Terror wurde zur Geburtsstunde der Spezialeinheit

50 Jahre SEKDer Terror wurde  zur Geburtsstunde der Spezialeinheit

Spezialkräfte stürmen eine Wohnung in Berlin-Charlottenburg. Vor 50 Jahren wurde das SEK aufgebaut

Foto: Olaf Wagner Teilen Twittern SendenVon: Michael Behrendt, Maren Wittge und Olaf Wagner (Fotos) 12.07.2022 – 14:07 Uhr

Es sollte ein fröhliches Fest der besten Sportler der Welt werden. Stattdessen gingen die Olympischen Spiele 1972 in München ein in die Geschichtsbücher als Tage der Trauer und der Schande.

Die palästinensische Terrororganisation „Schwarzer September“ überfiel die israelische Mannschaft. Die Lage eskalierte zu einer Geiselnahme, die mit der Ermordung elf jüdischer Spieler endete. Die fünf Terroristen starben ebenso wie ein Polizist. Das Vorgehen der Polizei war unprofessionell und peinlich. Und machte deutlich – Deutschland war zu diesem Zeitpunkt nicht auf eine derartige Situation vorbereitet.

Es war die Geburtsstunde der GSG9 und der Spezialeinsatzkommandos (SEK) der einzelnen Bundesländer. 50 Jahre ist das her. Zeit für einen Rückblick. Mit einem Gründungsmitglied.

Martin Textor ist heute 77 Jahre alt. Er wirkt aber wie Anfang 60. 1972 hatte der Berliner Polizist den Rang eines Kommissars. Es wurden bundesweit Beamte gesucht, die die Spiele schützen sollten. Textor meldete sich freiwillig und reiste mit 20 Kollegen nach München. Er wurde zum Schutz der Ehrentribüne im Olympiastadion eingeteilt.

50 Jahre SEKDer Terror wurde  zur Geburtsstunde der Spezialeinheit

Martin Textor (77) war Mitbegründer der Berliner Spezialeinheiten. Heute ist er glücklicher Pensionär

Foto: Olaf Wagner

So lernte er den Berliner Schauspieler Horst Buchholz kennen. Und auch die spätere schwedische Königin Silvia, die damals unter ihrem Mädchennamen Sommerlath als Hostess bei den Spielen arbeitete.

Und er wurde Zeuge des Massakers, das Deutschland nachhaltig verändern sollte. „Ich habe mich noch nie so hilflos gefühlt. So muss es auch den anderen Kollegen gegangen sein.“

Es gab damals keine Spezialeinheit, keine Präzisionsschützen, keine Anti-Terror-Experten. Vielmehr klaubten sich die eingesetzten Polizisten alte Stahlhelme zusammen. Es wurde gefragt, wer aus den Reihen einen Jagdschein hätte. „Es war furchtbar“, so Martin Textor. Diese Olympischen Spiele haben auch mich nachhaltig verändert. So etwas darf nie wieder passieren. Dafür bin ich Polizist geworden.“

Etwa 50 Männer gehörten der geheimen Truppe an

In Berlin wurde damals bereits ein SEK aufgebaut. Der damalige Polizeipräsident Klaus Hübner wusste, was er brauchte – Scharfschützen und Nahkämpfer. Textor wollte dabei sein. Unbedingt. Er fragte seine Frau, und die gab ihm das Okay.

Etwa 50 Männer gehörten Ende 1972 der neuen und geheimen Truppe an. „Es steckte alles in den Kinderschuhen. Wir mussten erst einmal überlegen, was wir brauchen. An Ausrüstung, Waffen und Technik“, so der Pensionär. „Wir mussten Strukturen aufbauen. In München hatte Innenminister Genscher als oberster Vertreter mit den Geiselnehmern verhandelt. So etwas geht natürlich nicht, weil es dann nach oben keine Eskalationsstufe mehr gibt.“

50 Jahre SEKDer Terror wurde  zur Geburtsstunde der Spezialeinheit

Jahre her: Angehörige des Berliner SEK demonstrieren dem damaligen Bürgermeister Eberhard Diepken die neueste Ausrüstung

Foto: Olaf Wagner

Auch beim Thema Kampfsport sah man sich auf der Matte zunächst ratlos an. „Was machen wir eigentlich“, fragten wir uns. Wir hatten Judo-Kämpfer dabei, Karate-Männer und Boxer. Also haben wir uns von allem das Wichtigste herausgesucht und unseren eigenen Stil erarbeitet.“

„Achtung, hier ist das SEK“

Fehlten bloß noch die großen Einsätze. Einen Gegner gab es bereits in Berlin – die Bewegung des 2. Juni. Diese linksextreme Vereinigung verübte Bombenattentate, überfiel Banken, entführte Funktionsträger aus Politik und Wirtschaft.

Der CDU-Spitzenkandidat Peter Lorenz wurde 1975 am Quermatenweg in Zehlendorf verschleppt, dadurch wurden mehrere inhaftierte Terroristen freigepresst. Auf eben diese Entführer gab es irgendwann einen Hinweis, der zu einem Abriss-Gebäude in Berlin-Tegel führte.

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